Auf der heutigen Wanderung geht es ab in die Keltenzeit, die sich nicht nur in der Rhön, sondern auch im Grabfeld niedergelassen hatten. Die Reste eines keltischen Oppidums finden sich unter anderem auf dem kleinen Gleichberg in der Nähe von Römhild in Süd-Thüringen. Mit 68 Hektar Größte ist es die bedeutendste Höhensiedlung der Kelten in Thüringen. Grund genug, der Steinsburg einen Besuch abzustatten.
Die Geschichte der Steinsburg
Die Geschichte der Steinsburg reicht bis in die Hallstattzeit Zurück In der frühen Latènezeit, also im 5. Jahrhundert vor Christus, hatte sie ihre erste Blüte. Funde deuten darauf hin, dass hier viele verschiedene Handwerker tätig waren. Besonders berühmt sind die Bronzefibeln, die auf der Steinsburg gefunden wurden und die häufig das Motiv eines Wasservogels zeigen.
In der vorrömischen Eisenzeit bestanden um den Berg bis zu drei Mauerringe aus trocken gefügten Basaltmauern. Ein Teil davon ist bis heute vorhanden und sichtbar, ein Teil fiel Anfang des letzten Jahrhunderts dem Basaltabbau zum Opfer
Wie komme ich zur Steinsburg?
Die Steinsburg befindet sich auf dem kleinen Gleichberg in der Nähe von Römhild. Die kleine Stadt befindet sich im Grabfeld in der Nähe von Meiningen und ist von dort aus auch sehr gut erreichbar. Ansonsten nutzt Ihr auf der A71 einfach die Ausfahrt Rentwertshausen und folgt dann der Ausschilderung.
Vor Ort, in der Waldhaussiedlung und direkt am Steinsburg-Museum gibt es einen großen Parkplatz. Gebt in Eurem Navi einfach „Waldhaussiedlung 8, 98630 Römhild“ ein.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Steinsburg gut erreichbar. Direkt am Wanderparkplatz befindet sich die Bushaltestelle.
Den Berg hinauf – im Frühling durch Bärlauch
Vom Wanderparkplatz bzw. der Bushaltestelle aus halt Ihr die Auswahl zwischen einer Wanderung zum Kleinen oder Großen Gleichberg. Da wir aber zur Steinsburg wollten, ging es also den kleinen Gleichberg hinauf. Bereits am Eingang erwarten einen Infotafeln, auf denen man mehr über den Berg und seine Anlage erfahren kann. So wird man gleich sehr gut eingestimmt und hält die Augen offen
Nun geht es immer bergauf – bis auf einige Abschnitte allerdings eher gemütlich und auch für nicht-trainerte gut machbar. Als wir im April dort waren lag übrigens immer ein leichter Hauch von Knoblauch in der Luft, denn rechts und links des Weges erstrecken sich riesige (und ich meine wirklich riesige) Bärlauch-Wiesen.
Für allen, die gerne mal eine Infotafel für eine kurze Pause nutzen ist gut gesorgt. Immer wieder findet man diese am Weg. So erfährt man mehr über das Leben auf der Steinsburg oder wird auf verfallene Überreste der damaligen Zivilisation hingewiesen, die sich oftmals gut verstecken.
Am Fuß der Steinsburg, an der Seeberhütte, angekommen, habt Ihr drei Möglichkeiten. Direkt geradeaus geht es über den Südaufstieg nach oben. Es ist der schnellste Weg, um ganz nach oben zu kommen. Nach recht geht es zum Ostaufstieg. Allerdings ist dieser sehr steil und unwegig. Wir haben diesen Weg nach unten gewählt und waren uns zwischendurch nicht mehr sicher, ob wir noch richtig sind, da kein Weg mehr zu sehen war. Nur Dank Wanderapp konnten wir uns wieder orientieren.
Wir haben den Weg nach links gewählt. Hier geht es um die Steinsburg herum zum Nordaufstieg – und meine klare Empfehlung.
Zwischendurch solltet Ihr auf jeden Fall dem Delphinbrunnen einen kleinen Besuch abstatten. Ihr müsst dazu wieder ein kleines Stück bergab, aber der Umweg lohnt sich garantiert. Einen so wundervollen stillen entspannten Ort habe ich selten erlebt. Wenn Ihr ein Picknick dabei habt, ist hier ein perfekter Platz dafür. Sitzbänke laden zum rasten ein und man kann wunderbar dem Plätschern des Brunnens und den Geräuschen des Waldes lauschen. Hier kommt man zur Ruhe.
Den Nordanstieg hinauf
Nach der halben Umrundung der Steinsburg geht es dann an den finalen Anstieg. Hier wird es etwas steiler, doch nun kann man auch viele Überresten der Befestigung lesen, sie sehr gut auf verschiedenen Tafeln immer wieder erklärt werden. So bleibt es immer spannend und in null-komma-nix ist der Anstieg geschafft. Es ist alles wirklich sehr, sehr gut aufgearbeitet. Alle Geschichtsbegeisterten werden hier ihre wahre Freude haben.
Noch ein kleiner Tipp von mir. Wenn Ihr fast oben seid, dann trifft der Nordaufstieg auf den Südaufstieg. Hier solltet Ihr ein kleines Stück zurück laufen und den alten Geröllweg des Südaufstieg bestaunen. Und dann einfach mal darüber nachdenken, wer hier wohl schon so alles hochgelaufen ist.
Oppidum mit gigantischem Ausblick und die Ruinen von St. Michael
Nun geht es die letzte Steigung hinauf und am Ende wird man mit einem absolut gigantischen Ausblick belohnt. Hier kann man über das gesamte Grabfeld schauen, bis zum Frankenwald, Fichtelgebirg und auch in die Rhön. Der perfekte Platz, um einfach mal einen Moment inne zu halten. Die Blockhalten sind dabei ganz besonders beeindruckend und eine Seltenheit. Lasst Euch einfach einen nieder und genießt die Schönheit.
Am vorderen Ende des oberen Plateaus findet Ihr die Ruine der alten Wallfahrtskapelle St. Michael. 1517 wurde diese zum ersten Mal als „Kerchen auff der Steynburck“ erwähnt, doch schon 1527 zerstörte ein Blitzschlag das Kirchlein. Heute erzählen nur noch ihre Überreste ihre Geschichte. Diese werden heute gerne als Picknickplatz genutzt und sind oft von Besuchern besetzt.
Bergab über den Ostaufstieg
Für unseren Weg nach unten entschieden wir uns für den Ostaufstieg, allerdings ist dieser nur zu empfehlen, wenn man trittfest ist und eine gute Orientierung hat. Denn oft war der Weg nicht mehr erkennbar und wir uns nicht sicher, ob wir uns nicht verlaufen hatten. Dank Wanderapp konnten wir uns aber immer wieder versichern, immer noch auf dem richtigen Weg zu sein. Über steile Stufen geht es bergab und wenn man mit Hund unterwegs ist, dann ist das nicht wirklich optimal.
Doch es ist auch ein wunderschöner Weg durch die Natur und die Bärlauch-Wiesen und so kamen wir am Ende doch entspannt an. Aber der Seeber-Hütte ist es der gleiche Weg, den wir auch gekommen sind und so erreichten wir auch wieder den Parkplatz.
Solltet Ihr kein Picknick dabei gehabt haben, dann könnt Ihr jetzt im Hotel Waldhaus einkehren, wo Euch typische thüringer Küche erwartete.
Das Steinsburg-Museum
Allen, die sich jetzt noch intensiver mit der Steinsburg und ihrer Geschichte erfahren möchten, kann ich einen Besuch im Steinsburg-Museum empfehlen. Hier findet Ihr tolle Fundstücke und viele Informationen von der Mittelsteinzeit bis zum späten Mittelalter. Vor allem die Ausgrabungen geben hier einen spannenden Einblick in das Leben der Menschen
Auf 180 m² geht es in chronologischer Reihenfolge von der Mittelsteinzeit über die Jungsteinzeit, Bronzezeit und vorrömischen Eisenzeit bis hin zu Informationen zur hochmittelalterlichen Siedlung. Gerade wer mit Kindern unterwegs ist, kann hier viele zusätzlichen Informationen sammeln, die Geschichte anfassbar machen.
- Adresse: Waldhaussiedlung 8, 98630 Römhild
- Öffnungszeiten:Dienstag – Sonntag 9.00 – 17.00 Uhr
- Eintritt: Erwachsene 2,00 € | Schüler 0,50 €
- Weitere Information: steinsburgmuseum.de
Noch mehr Geschichte rund um die Steinsburg
Ihr möchtet noch mehr Geschichte erleben? Dann könnt Ihr neben der Steinsburg und dem Steinsburgmuseum gibt es auch noch den hallstattzeitlichen Grabhügel im Merzelbachwald und die bronzezeitliche Befestigung auf dem Großen Gleichberg zu bestaunen.
Langzeitwanderer können zudem den kompletten „Keltenpanoramaweg“ wandern, der etwa 60 Kilometer von Dingsleben bis nach Stelzen führt.
Alle, die sich für die jüngere Geschichte interessieren, können auch den „Weg des Gedenkens 1943-1945“ entdecken. Dieser verbindet den Friedhof in Römhild mit dem Waldfriedhof des Arbeitserziehungslager. Hier mussten ab August 1943 etwa 2000 Zwangsarbeiter Basalt abbauen. 169 von Ihnen starben und wurden auf den beiden Friedhöfen beerdigt.
Die Wanderung im Überblick
Zum Abschluss gibt es die gesamte Wanderung noch einmal im Überblick. Ich wünsche viel Spaß beim Nachwandern.
- Noch mehr Wanderungen findest Du auf der Übersichtsseite
- Die Wanderung kann man gut mit einem Besuch in Meiningen verbinden
- Auch wenn Ihr Urlaub in der Thüringer Rhön verbringt, könnt Ihr gut auf die Steinsburg wandern
- Ihr liebt Sagen? Im Sagenbuch von Ludwig Bechstein* wird auch die Steinsburg erwähnt
- Für die Wanderung benötigt Ihr gute Wanderschuhe* und bestenfalls auch Wanderstöcke*
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