Manchmal ergeben sich Reisen ganz spontan und als ich vor einigen Wochen geschäftlich in Belgien unterwegs war, konnte ich mir natürlich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mir Mechelen etwas näher anzuschauen. Zusammen mit meinen Kollegen und zwischen den geschäftlichen Terminen habe ich eine tolle Stadt entdeckt, die einen wirklich überrascht.
Und so möchte ich mir natürlich nicht nehmen lassen, Euch Mechelen etwas näher zu bringen. Die Stadt ist ein tolles Ziel für eine Kurzreise.
Wie komme ich nach Mechelen?
Mechelen liegt nördlich von Brüssel. Seid Ihr mit dem Auto unterwegs, dann erreicht Ihr die Stadt über die E19. Im Innenstadtbereich gibt es dann verschiedene Parkhäuser, die Ihr nutzen könnt. Bei der Fahrt durch die Stadt solltet Ihr darauf achten, dass diese extrem Fahrradfreundlich ist. Fahrräder haben im Prinzip fast immer Vorrang. Hier solltet Ihr also mit großer Umsicht unterwegs sein.
Ich selbst bin mit der Bahn* angereist. Hier könnt Ihr mit dem ICE von Frankfurt oder Köln aus bis nach Brüssel Nord fahren und dort einen Zug Richtung Antwerpen nehmen. Wichtig ist, dass Ihr in Brüssel Nord umsteigt (die Stadt hat insgesamt 3 Bahnhöfe), so kommt ihr am einfachsten nach Mechelen.
Natürlich könnt Ihr auch ein Flugzeug nach Brüssel Zaventem nehmen und von dort mit dem Zug oder dem Mietwagen* weiterfahren.
Und wieso heißen die Einwohner Mondlöscher?
Diese witzige Geschichte hat mir eine Kollegin erzählt und natürlich möchte ich sie auch mit Euch teilen.
Die Geschichte geht angeblich zurück auf das Jahr 1687. Damals löste ein betrunkener Kneipengänger Alarm aus, als er nachts den Turm der St. Rombouts-Kathedrale in Nebel gehüllt sah, der zudem noch zu glühen schien. Die Feuerwehr wurde alarmiert und man begann, Wassereimer den Turm hinauf zu reichen, um mit den Löscharbeiten zu beginnen. Doch plötzlich schien der Mond durch den Nebel und die Glut war verschwunden. Die Bewohner von Mechelen brachen in Lachen aus, als sie feststellten, dass sie versucht hatten, den Mond zu löschen. Seitdem tragen die Mechelner deshalb den Spitznamen Maneblussers (Mondlöscher).
Ein Besuch in der St. Rombouts-Kathedrale
Weithin über die Stadt sichtbar ist die St. Rombouts-Kathdrale. Kein Wunder, dass sie mein erstes Ziel war. Das Innere ist einfach wunderschön und total beeindruckend. Erbaut wurde die Kathedrale zwischen 1452 und 1520 durch die Baumeisterfamilie Keldermans. Ihr solltet Euch hier auf jeden Fall einen Moment Zeit nehmen und innehalten.
Dank dem Tipp von Teilzeitreisender, die auch schon in Mechelen unterwegs war, habe ich ein größeres Zeitfenster genutzt, um den Turm der Kirche (ja, der, der gelöscht werden sollte) zu besteigen. Eine ziemlich anstrengende Angelegenheit, doch der Aufstieg lohnt sich auf jeden Fall, denn der Blick über die Stadt ist einmalig.
Zusammen mit dem Eintritt in den Turm bekommt Ihr auch einen Besucherführer in Deutsch, so dass Ihr Euch in aller Ruhe über die einzelnen Stationen auf dem Weg nach oben und nach unten informieren könnt. Es gibt aber auch überall Tafeln, an denen es noch mehr wissenswertes zu lesen gibt. Für Kinder gibt es zudem kleine Quizaufgaben in dem Besucherführer, was ich toll finde. So sind die Kinder bei dem steilen Aufstieg immer wieder abgelenkt und können den Turm auf ihre Weise erkunden.
Die Treppen sind sehr schmal und eng. Zum Glück gibt es zwei davon, so dass man keinen entgegenkommenden Verkehr hat. Das ist (nicht nur in Covid-Zeiten) sehr angenehm. Regelmäßig zeigen die Stufen auch an, wie weit man schon gekommen ist und wie viele Stufen es noch bis oben sein. Das kann dann mehr oder weniger motivierend sein, je nachdem, welche Zahl angezeigt wird und wie sehr die Oberschenkel schon brennen.
Als erstes erreicht Ihr die Krankammer. Noch bis 1930 wurde dieser Laufkran genutzt, um Gegenstände ich Turm zu hieven. Ja, Ihr habt richtig gelesen, ein Laufkran. Die Menschen – wegen der Größe meist Kinder – mussten in dem Rad laufen, um den Kran zu bewegen, was nicht nur extrem anstrengend sondern auch gefährlich war. Unglaublich, wie damals gearbeitet wurde. Zudem gibt es auch das Gegengewicht der Spieluhr der Kathedrale zu sehen. Dieses wird etwa 1 Mal pro Stunde hoch gezogen und sorgt dafür, dass die Spieluhr funktioniert. Eine bauliche Meisterleistung
Die nächste Station ist die Schmiede. Hier gab es einen zweiten Laufkran mit dem die Gegenstände aus der Krankammer weiter nach oben bewegt wird. In der Schmiede wurden Reparaturen am Uhrwerk und Glockenspiel durchgeführt. Früher stand hier ein Amboss mit Blasebalg. Mit dem Schmiedefeuer war es also gar nicht so unwahrscheinlich, dass der St.-Rombouts-Turm brennt. Heute erzählen zwei Riemenscheiben mit Holzmantel und Stahlbügel, sowie verschiedene Holzfässer und Gerüste von der Geschichte des Raumes.
Am beeindruckendsten auf dem Weg nach oben ist sicherlich die Glockenkammer und die alte Glockenspielkammer, die Ihr nach 350 Stufen erreicht. Die riesigen schweren Bassglocken sind einfach beeindruckend. Insgesamt 6 Stück davon hängen hier, so dass früher auch 6 Glöckner benötigt wurden, um diese in Schwingung zu versetzen. Heute läuft das Ganze zum Glück vollautomatisch. Im Besucherführer werden die einzelnen Glocken auch noch einmal einzeln vorgestellt. Die erste von Ihnen wurde bereits 1491 das erste Mal erwähnt.
Der St.-Rombouts-Turm hat zwei Glockenspiele. Das ältere ist schwer spielbar, wurde aber aus historischen Gründen behalten. 1981 wurde ein zusätzliches neues Carillon installiert. 1922 wurde hier auch die Königliche Glockenspielerschule gegründet. Sie war damals das einzige Institut, an dem man das Glockenspiel erklären kann. Bis heute kann man sich hier ausbilden lassen.
Zudem gibt es ein automatisches Glockenspiel, das über eine Spieltrommel funktioniert. Alle 7,5 Minuten erklingt von hier aus eine Melodie über die Stadt, die auch als „Mechels Halfke“ bezeichnet wird.
Auch die Uhrwerkkammer ist spannend anzuschauen und schließt sich sozusagen direkt an die Glockenkammer an. Von hier aus wird die Turmuhr gesteuert. Und auch hier gibt es viele spannende Details zu entdecken wie zum Beispiel die alte Spieltrommel und den Regulator von Michiels sowie den alten Bolzen – eine Walze aus Kupfer mit 16.000 handgefeilten Löchern. Außerdem gibt es hier den Toiletteneimer zu entdecken.
Durch den Aschenkeller, der seinen Namen von dem hier aufbewahrten Mörtel hat, erreicht Ihr nun den Skywalk auf dem St.-Rombouts-Turm. Von hier aus habt Ihr einen gigantischen Ausblick über die ganze Stadt. Bei schönem Wetter kann man hier bis nach Leuven und fast bis nach Brüssel schauen. Durch den Skywalk hat man dabei immer eine freie Sicht.
Der Turm war übrigens um einiges höher geplant. Eigentlich sollte er 163 Meter hoch werden und damit hätte er das Ulmer Münster als höchsten Kirchturm abgelöst. Leider oder zum Glück hat das nicht geklappt und so kann man heute von 97 Metern Höhe die Aussicht genießen, bevor es wieder nach unten geht.
Auf dem Rückweg könnt Ihr auch noch einmal in der Glockenkammer und auch in der Schmiede anhalten. Ich empfehle diese Möglichkeit zu nutzen, um Eure Beine etwas vom Treppensteigen zu entspannen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Mechelen
Natürlich hat Mechelen noch eine Vielzahl weiterer Sehenswürdigkeiten zu bieten. Etwas, das mich besonders beeindruckt hat, was das Mahnmal für die entführten und ermordeten Kindern des Landes. Das dort abgelegte Spielzeug erinnert an so manches Schicksal, das hier Eltern ereilt hat.
Der große und kleine Beginenhof – UNESCO Weltkulturerbe
Die flämischen Beginenhöfe entstanden in der Zeit der Kreuzzüge. Durch diese und die Männer, die nicht wieder zurück kehrten entstand ein Frauenüberschuss, der auch in Flandern herrschte. Um die alleinstehenden Frauen und Witwen unter zu bringen wurden die Beginenhöfe gegründet. Diese Wohngemeinschaften verfügten über eine Bäckerei, eine Brauerei, ein Hospital, eine Kirche und eine Bleichwiese und boten damit alles, was es für das tägliche Leben brauchte.
Der Große Beginenhof entstand 1560, nach der der außerhalb der Stadtmauern gelegene Beginenhof zerstört wurde. Seine uneinheitliche Bauweise macht den Beginenhof zu etwas ganz besonderem. Dies war auch der Grund, warum der Große Beginenhof in die UNESCO -Welterbeliste aufgenommen wurde.
Die Beginenhofkirche wurde 1629 bis 1647 von Jaques Fracquart und Pieter Huyssens erbaut und war das spirituelle Zentrum des großen Beginenhof. Im Inneren könnt Ihr vor allem weibliche Heilige bestaunen.
Auch heute sind die Häuser der Beginenhöfe noch bewohnt und vor allem bei jungen Familien sehr beliebt. Ihr solltet daher bei Eurem Besuch etwas Rücksicht auf die Anwohner nehmen.
Museum Hof van Busleyden
Ihr seid auf der Suche nach einem tollen Museum. Dann solltet Ihr unbedingt im Museum Hof van Busleyden vorbei schauen. Der großartige und imposante Stadtpalast erzählt von der Geschichte Mechelens, denn in der Renaissance war hier die Hauptstadt der Burgundischen Niederlande. Viele Schätze und Geschichte erwarten Euch hier und laden zu einer Reise in die Vergangenheit ein.
Dazu gibt es immer wieder wechselnde Ausstellungen zu erleben. Leider ließ meine Arbeit keine Zeit, um das Museum zu besuchen, was ich sehr bedauert habe. Aber hey – ein Grund zurück zu kommen.